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Rivista Antonianum
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Foto Volgger David , Recensione: Bernhard Oestreich, Metaphors and Similes for Yahweh in Hosea 14:2-9 (1-8). A Study of Hoseanic Pictorial Language , in Antonianum, 74/1 (1999) p. 165-168 .

Mit der Dissertation zum Hoseabuch aus der Hand von Oestreich eröffnet der Peter Lang Verlag die neue Reihe `Friedensauer Schriftenreihe - Theologie´. Und dieses Anfangswerk ist sogleich ein gelungener Auftakt, dem man noch weitere auf ähnlich hohem Niveau stehende Nachfolgebände wünscht.

B. Oestreich, d. A., widmet sich dem letzten Kapitel des Prophetenbuches Hosea. Im Mittelpunkt seines Interesses liegt die Interpretation der Metaphern und Vergleiche von Hos 14,2-9. Im Einleitungskapitel skizziert d. A. die Problemstellung und vergangene Lösungsvorschläge (S. 17-33). Während die rhetorische Interpretation von Metaphern diese bloß als Schmuckwerk der Sprachgestalt verstanden habe, neigen die mythologische, kultische, magische, psychologische bzw. ikonographische Metapherninterpretationen dazu, die Metaphern bezüglich ihres mythologischen, kultischen usw. Kontextes wörtlich zu verstehen. In diesem Interpretationsrahmen werden Rückschlüsse auf den Mythos, den Kult, die Person des Autors usw. möglich. Oestreich wendet sich gegen dieses Verständnis von Metaphern und unterstreicht zu allererst ihre linguistische Realität. Eine Metapherntheorie, die v.a. diesem Aspekt Rechnung trägt, wird auf den Seiten 33-41 dargelegt. Dabei hält sich d. A. vornehmlich an die einschlägigen Arbeiten von H. Weinrich und E.F. Kittay. In 10 Punkten sucht d. A. eines der ältesten Themen sprachtheoretischer und philosophischer Natur darzulegen.

Im folgenden zweiten Kapitel präzisiert d. A. die Sprachgestalt und die Sprachstruktur von Hos 14,2-9. Beobachtungen zu Einheit und Substrukturen der `Einheit´ legen es nahe, Hos 14,2-9 als `poetischen´ Abschnitt bestehend aus vier Unterabschnitten bzw. `Strophen´ (I: 2-4; II: 5; III: 6-8; IV: 9) zu analysieren. Übersichtliche Tabellen (S. 47; 52-55) fassen die zahlreichen Einzelbeobachtungen zusammen.

In den folgenden vier Kapiteln werden die Metaphern `Heilung´, `Liebe´, `Tau´, `Baum´ aus Hos 14,5.6.9 nach der auf den Seiten 41-43 vorgeschlagenen Methode untersucht. Zunächst wird geklärt, daß es sich im jeweiligen Fall um eine metaphorische Aussageweise handelt. Anschließend wird die Verwendungsweise der Metapher innerhalb eines klar definierten Untersuchungskorpus geklärt. Als Untersuchungskorpus wird zunächst das ganze Buch Hosea verwendet, in weiterer Folge das gesamte AT und - insofern nötig - andere altorientalische Quellen. Dabei betont d. A. die Wichtigkeit der Textzeugen, die in geographischer und zeitlicher Nähe zum `israelitischen´ Buch Hosea stehen, gegenüber denjenigen, die von weit entfernten Kulturen abstammen. Mit diesem Wissen im Hintergrund wird schließlich jede einzelne Metapher in Hos 14,5.6.9 aufgehellt. Abschließend faßt d. A. das Ergebnis seiner Untersuchung in vier Punkten zusammen: (1) Erklärungen, die die Metaphern Hoseas wörtlich, d.h. in einer mythologischen Textwelt oder in der Erfahrung des Propheten Hosea bzw. des Volkes Israel deuten, wurden als inadäquat erkannt. Die Liebes- bzw. Heiratsmetapher Hoseas läßt sich nicht auf die persönlichen Heiratserfahrungen des Propheten Hosea zurückführen. Die Metapher, die von `Hurerei´ des Volkes spricht, hat nichts mit dem sexuellen Verhalten des Volkes während eines Kultgeschehens zu tun (S. 227). (2) Hosea verdeutlicht des öfteren seine Vergleiche durch die hebr. Partikel <k-> `wie´. Dadurch wird der metaphorische Prozeß durchsichtiger, der Leser wird angeleitet, sich mit den explizit formulierten Vergleichen auseinanderzusetzen. Hosea bringt seine Zuhörer dazu, über ihre Vergangenheit, ihr moralisches und religiöses Verhalten zu reflektieren und sich von ihrem gottlosen Wandel zu distanzieren (S. 228). (3) Alle in Hos 14,5.6.9 vorkommenden Metaphern weisen Konnotationen auf, die mit dem semantischen Feld `König´ in Verbindung stehen. Die Aufgabe des `Heilens´, die normalerweise dem Familien- oder Clanoberhaupt zukam, wird auf den König übertragen. `Waise zu versorgen´ ist ein gemeinorientalischer Ausdruck für die Fürsorgeaufgabe des Königs. Der `(Wald-)Baum´, der Schatten und Gedeihen für Vögel und Tiere spendet, stellt ein weitverbreitetes Bild für den König dar. Ebenso weist das Bild des `Taus´ auf den König (vgl. Ps 110). Als weiteres gemeinsames Moment der Metaphern muß die Bundesvorstellung genannt werden: Die Liebesmetapher, die in Adoption und Heirat zum Audruck kommt, wird vom Standpunkt der `zerbrochenen Beziehung´ her entwickelt. Ebenso setzt die Heilungsmetapher eine `unheile´ Situation voraus. Die `Tau-´ und `Baum´-Metaphern konnotieren die Segnungen und Flüche von Bundestexten. Ist in Hosea auch nicht explizit von einem Bund die Rede, so implizieren alle diese Metaphern Bundesvorstellungen, die die Beziehung zwischen zwei Bündnispartnern regeln. In den Metaphern von Hos 14, v.a. in den `Naturvergleichen´ wird zudem noch das Schöpfungswirken YHWHs in Erinnerung gerufen. Der Heilungsvergleich unterstreicht noch den Willen YHWHs, die gesamte Welt nach seinem Schöpfungswillen gemäß seinen Bundessegnungen zu erneuern. Gericht und Zukunftsverheißung entsprächen dabei totaler Zerstörung und künftiger Neuschöpfung. (4) Folgende Ergebnisse werden für die Interpretation des gesamten Hoseabuches genannt: Die kontrastreichen Bilder, zwischen Heirat und Ehebruch, Gericht und Neuschöpfung usw., weisen in ihrer Anordnung im Text Hos eine Bewegung zum `Positiven´ auf. Dabei ist v.a. YHWH der Handelnde. Hosea rufe in seiner Verkündigung Israel dazu auf, das von YHWH angebotene Geschenk anzunehmen.

Im Anschluß an die kurze Vorstellung dieses beachtlichen Buchbeitrages sei es dem Rezensenten noch erlaubt, einige kritische Fragen und Forschungsimpulse anzuschließen. Bezüglich der Metapher `Heilung´ gilt für den antiken bzw. orientalischen Hintergrund, daß viele Götter als heilend erfahren und bezeugt wurden. Dem Hoseabuch genügt es aber nicht, den Effekt der Heilung einem bestimmten Gott, YHWH, zuzuschreiben. Das läge im Ermessen der Verehrer. Daß jedoch YHWH - für Israel - exklusiv Heilung bewirkt, liegt jenseits einer möglichen Zuschreibung einer Heilung zugunsten eines Gottes. Von daher stellt sich die Frage, wie denn die Metapher `Heilung´, die göttliches Wirken impliziert, und die Konzeption des Göttlichen in Israel aufeinander abgestimmt sind bzw. wurden. Die Annahme, daß aus der ursprünglichen `Heilungsmetapher´ eine königliche Metapher geworden sei (S. 87), übersieht jedoch den engen Zusammenhang von familiärer Verehrung eines Gottes und der `offiziellen´ Verehrung eines Gottes. In der Königsfamilie kann nämlich der Gott der Familie, des Clans zugleich als Gott des Königreiches verehrt werden. Daß YHWH zunächst als Vater, der die Wunden heilt, und erst später als König, der für sein Volk `heilend´ sorgt, verehrt wurde, beruht auf der Vorannahme, daß es in Israel eine `königslose´ Zeit gegeben habe. Dabei stellt sich für den Rezensenten sofort die Frage, welches Geschichtsbild d. A. in seinen Untersuchungen voraussetzt bzw. zu erkennen gibt. In der Untersuchung zur `Eifersuchtsmetapher´ im Zusammenhang mit der `Heiratsmetapher´ wendet sich d. A. gegen die Meinung, beide Metaphern kämen erst exilisch gemeinsam vor. Für d. A. sind beide Metaphern im Verbund schon in vorexilischer Zeit möglich. Damit erscheint auch die Vorstellung vom Bund in vorexilischer Zeit nicht unwahrscheinlich. Es bleibt nur zu fragen, wann und warum sich `Israel´ gegenüber den übrigen vorderorientalischen Konzeptionen des Göttlichen und der dabei verwendeten Metaphern abgrenzt. Im Zusammenhang mit der `Adoptionsmetapher´ faßt d.A. folgendermaßen zusammen: Hosea „reminds the audience of what they know, namely, Yahweh and Israel are in a relationship that is comparable to the relationship between a father and his adopted son that was established by a free gracious act“ (S. 148). Dies trifft sicherlich für die Metapher zu, bringt aber noch nicht die ganze Aussage dieser Metapher im Kontext des Hoseabuches zum Ausdruck. Offen bleibt dabei die Frage, warum YHWH als Adoptionsvater für Israel alle anderen Verkörperungen des Göttlichen - für Israel - ausschließt. Und ab wann ist dieser Gedanke vorstellbar? Zwar ist es d. A. gelungen, vorschnelle Einteilungen in vor- und nachexilisch abzuwehren. Dennoch hält sich d. A. im Hinblick auf geschichtliche Rekonstruktionen zentraler israelitischer Konzepte des Göttlichen eher bedeckt.

Die Notwendigkeit, sich des Geschichtsverständnis im Hinblick auf das Wort Gottes zu vergewissern, zeigt sich auch in den Ausführungen, die eschatologische Vorstellungen betreffen. Oestreich. nimmt bezüglich der `Tau- und Baummetapher´ u.a. einen paradiesischen bzw. eschatologischen Hintergrund an. In der Vermittlung von dieser Zeit und göttlicher `Zeit´, von Paradies und dieser Welt, kommt es vor, daß beide Bereiche infolge theologischer Vermittlungsversuche endgültig getrennt bzw. gänzlich zusammengeführt werden. Wenn d. A. in seiner Untersuchung zur `Baummetapher´ u.a. zum Schluß kommt, daß YHWH der eschatologische König sei, der letztlich das verlorene Paradies wieder zurückbringt (S. 223), so wird der Himmel auf die Erde gebracht. In diesem Verstehenshorizont erhält die Rede von der neuen Schöpfung, vom neuen Bund eine besondere `Färbung´. Die Vorstellung erweckt den Eindruck, als ob erst ab einem Zeitpunkt x, der zudem noch in der Zukunft liegt, die `Rückkehr ins Paradies´ möglich sei. Kann Israel diesen Zeitpunkt x nur passiv abwarten? (vgl. S. 233) Oestreich bietet sicherlich Ansätze, die an diese schwierigen Fragen rühren (vgl. z.B. die Verbindung von Gerichts- und `Erlösungs-´ Passagen im Hoseabuch S. 230f). Dennoch scheint die Reflexion um das Bewußtsein geschichtstheoretischer Vorannahmen noch nicht genügend geleistet zu sein.

Zum Abschluß sei noch auf die diffizile Argumentation bezüglich der `Baummetapher´ hingewiesen. Wenn d.A. davon ausgeht, daß Bäume, die königliche Konnotationen besitzen, in früher Zeit (d.h. vor der Abfassung der Bücher Ez und Dan) keine Fruchtbäume waren, so fragt sich, warum der König von Sumer durch die Metapher einer Dattelpalme, eines Fruchtbaumes, bezeichnet werden konnte (S. 217). Sieht man von dieser Einschränkung ab, so ist es d. A. gelungen, eine prägnante Erhellung der Baummetapher in Hos, im AT zu leisten.

Versteht man die obigen Fragen und Bemerkungen als Interesse an den Thesen und Argumentationen d. A., so kann der Rezensent die Lektüre dieses Werkes nur empfehlen.


 
 
 
 
 
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